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Jersey nähen – Tipps zur Verarbeitung für elastische Stoffe
Elastische Stoffe sind anschiegsam und bieten Bewegungsspielraum ohne langfristig ihre Form zu verlieren. Damit eignen sie sich perfekt für alles, was am Körper sitzt. Sie eignen sich gut für Kinderkleidung, beispielsweise fürs Babymütze nähen.
Wir tasten uns an das Nähen von Bekleidung heran.
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Elastische Stoffe und bi-elastische Stoffe
Besonders beliebt unter den elastischen Stoffen sind Jersey und Sweat. Die bestehen aus Baumwollstoff und einem Elasthan- oder Lycraanteil.
Grundsätzlich gilt:
Je höher der Anteil des elastischen Materials, desto elastischer wird der Stoff regelmäßig sein. Je elastischer und auch dünner der Stoff ist, desto schwerer ist er zu verarbeiten.
Ein Elasthananteil von 5% ist oft gängig für Stoffe mittlerer Elastizität.
Aber Achtung: Der Elasthananteil allein kann doch keine eindeutige Auskunft über die Elastizität des Stoffes geben, da diese von weiteren Eigenschaften des Stoffs abhängt. Entscheidend ist daher immer die Elastizität in %.
Was das genau heißt und wie du das Maß bei elastischen Stoffen bestimmst, liest du hier: Elastizität in der Praxis
Double-Jersey (oft auch Double Face * in Fleece/Jersey) ist im Gegensatz zum Single-Jersey (Interlock) von der Stoffqualität etwas schwerer.
Da es formstabiler ist und zwei rechte Seiten hat, ist es leichter zu verarbeiten.
Darüber hinaus gibt es bi-elastische Stoffe. Das sind Stoffe, die sich in mehrere Richtungen dehnen lassen. Sportbekleidung ist meist bi-elastisch, zB mit Elasthananteilen bis 20%, aber auch bei Jeans- oder Cordhosen ist diese Eigenschaft von Vorteil.
Darauf musst du bei deiner Nähmaschine achten
Die richtige Stichart
Jersey & Co lassen sich am einfachsten mit einer Overlockmaschine verarbeiten. Die Overlockmaschine näht elastische Stoffe mit einer optimal flexiblen Naht mehrfädig stabil, versäubert und schneidet die Kanten in einem Schritt.
Aber auch die meisten üblichen Nähmaschinen leisten regelmäßig ordentliche Arbeit, wenn du die folgenden Tipps beachtest.
Der sogenannte „geschlossene Overlockstich“ einer üblichen Nähmaschine kommt der klassischen Overlockmaschinennähten am nächsten.
Damit wird durch eine Doppelnaht und dazwischenliegendem Zickzackstich elastisch genäht und gleichzeitig versäubert.
Sollte die Nähmaschine diese Stichart nicht haben, hält sie sicherlich eine andere Stichart für elastische Stoffe bereit, sei es der einfache Zickzackstich oder ein dreigeteilter Zickzackstich. Wähle für feine Stoffe eine schmalere Stichbreite als für feste.
Viele Nähmaschinen haben unzählige Sticharten, davon sind mehrere für elastische Stoffe geeignet.
!TIPP!
Wenn du herausfinden möchtest, welche Sticharten deiner Nähmaschine sich wofür eignen – das Handbuch der Nähmaschine hilft hier weiter.



Unterschiedliche Sticharten einer Nähmaschine
Säume von elastischen Stoffen lassen sich auch gut mit der Zwillings- bzw Doppelnaht nähen. Dazu verwendest du eine Doppelnadel *.



Stretch Doppelnadel
Bei festen, elastischen Stoffen, zB Jeans mit Stretchanteil empfiehlt sich das Versäubern im Zickzackstich, der normale Geradstich oder der 3fach-Geradstich.
Der schräge, geriffelte „elastische Jerseystich“ eignet sich für feste bi-elastische Stoffe.



Nur für feste, bi-elastische Stoffe geeignet
!TIPP!
Gerade bei dünnen Stoffen bleiben oft die Stiche falscher Nähte sichtbar.
Teste daher vorher auf einem Stoffrest, ob der Stoff gleichmäßig transportiert wird und ob die Naht sauber wird.
Welche Nadel verwendet man für dehnbare Stoffe?
Für alle elastischen Stoffe gibt es die Jerseynadel *. Aufgrund ihrer abgerundeten Spitze sticht sie zwischen die Maschen und verhindert so Laufmaschen. Maschen? Genau!
Jersey & Co gehören zu den Strickstoffen. Nur Strickwaren sind so wunderbar elastisch. Webwaren dagegen haben einen elastizitätsmindernden Kettfaden. Mehr zur Beschaffenheit von Web- und Strickwaren findest zu hier: Alles zum Fadenlauf.



Der Fadenlauf bei Maschenware
Bei Maschenware muss genauso wie bei Webware der Fadenlauf beachtet werden.
Er entspricht dem Maschenlauf und auch hier ist das Gestrickte in Richtung des Fadenlaufs weniger dehnbar.
Als Nadelstärke eignet sich 70-90, für dünne Jerseystoffe 70 und dickere Sweatstoffe mit 90.
Für bi-elastische Stoffe verwendet man die Stretchnadel *.
Alle elastischen Stoffe nähst du am besten mit Polyester-Nähgarn.
Tipps für elastische Stoffe, um ein Verziehen und Einrollen der Kanten zu verhindern
- Wichtig ist es, sowohl beim Zuschneiden als auch beim Nähen, den Stoff stets locker zu führen und keinen Zug auszuüben.
- Vor dem Nähen wäschst du den Stoff am besten, denn Baumwolle läuft gern ein. Lies mehr zu den Eigenschaften sowie Verarbeitungshinweise von Baumwolle.
- Das Absteppen aller Kanten mit Zickzackstich schützt ebenso vor dem Verziehen des Stoffes.
- Den Zuschnitt erleichterst du, indem du den Stoff mit Gewichten * fixierst. Dies erspart dir auch das Abstecken und unerwünschte Nadellöcher.
- Die Kanten deiner Schnittteile kannst du mit aufgebügelter Vlieseline oder Form- / Saumband * verstärken. Einfach geht es auch mit dem WonderTape *.



Formband verhindert das Einrollen der Kanten und erleichtert das Nähen
- Auch provisorisch am Rand befestigtes Klebeband, am besten Malerkreppband – verhindert das Einrollen der Ränder und erleichtert das Nähen.
- Das Aufsetzen eines Obertransportfußes schafft ebenso Abhilfe.
- Für mehr Halt des Nähfußes auf dem Stoff sorgt das Mitlaufenlassen eines Backpapierstreifens auf der linken Hälfte des Nähfußes. Damit wird das Verrutschen und Verziehen des Stoffs verhindert



Ein mitlaufender Backpapierstreifen erleichtert das Nähen von Jersey
- Solange es beim Zusammennähen möglich ist und das Schnittmuster keine Nahtzugaben enthält, erleichterst du dir das Nähen so:
Lasse das Schnittmuster beim Nähen auf dem Stoff mitlaufen. Das Schnittmuster sollte dabei unter der linken Hälfte des Nähfußes liegen.



Das Mitlaufenlassen des Schnittmusters sorgt für mehr Halt der Nähfußsohle
- Gerade bei dünnen Stoffen sind Stoffklammern * prima Helferlein zum Abstecken von Säumen, wenn Stecknadeln Löcher hinterlassen oder die Ränder sich stark rollen.
- Alternativ kannst du dafür auch Büroklammern nehmen. Teste vorher auf einem Teststück, ob diese keine Druckstellen auf dem Stoff hinterlassen.
- Es reicht in der Regel in 15cm-Abständen eine Büroklammer zu setzen. Ziehe die Büroklammern beim Nähen rechtzeitig heraus, an die Stelle der gerade herausgezogene Büroklammer hälst du den Stoff dann bis zum Nähen mit Daumen und Zeigefinger zusammen.



Auch Büroklammern halten die rollenden Ränder an Ort und Stelle
- Achte darauf, ausreichend Nahtzugabe hinzuzufügen und nicht zu nah an der Stoffkante zu nähen, damit die Nähmaschine den Stoff nicht verschlingt.
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Du hast ein unsauberes Stichbild beim Jersey nähen?
1.) Wenn du die Tipps alle beachtet hast, aber die Naht ungleichmäßig ist, überprüfe, ob Ober- und Unterfaden richtig eingefädelt sind.
2.) Variiere die Stichbreite und -länge etwas.
3.) Wechsle zum Vergleich in einen anderen elastischen Stich, am besten den einfachen Zickzackstich.
4.) Teste eine andere Nadel aus. Bei empfindlichen Nähmaschinen kann gelegentlich eine stärkere Stretchnadel Abhilfe schaffen.
Hier geht es weiter mit ersten, einfachen Nähprojekten zu elastischen Stoffen.
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